Bernd freut sich über Brot-am-Haken. Bernd lebt unter der Wittelsbacher Brücke, liebt und lebt philosophische Weisheiten, glaubt an das Gute im Menschen und vor allem daran, dass es jeder schaffen kann. Irgendwie.

Wen machen eigentlich die Brezn, der Kaffee oder die Döner am Ende des Tages ein wenig glücklicher? Natürlich interessieren uns die Menschen, die über unsere Hakenbretter Freude geschenkt bekommen. Einer davon ist Bernd, der gerne mal was Vegetarisches in Haralds Brotladen oder einem anderen unserer Partner-Geschäfte verspeist. Am liebsten mit einer Tasse Kaffee mit viel Milch dazu – und bei einem guten Gespräch. Bei unserem Treffen im Café Alof in der Sommerstraße wünscht er sich eine Gemüse-Quiche mit Salat. Er geniest es sichtlich, dass die nette Verkäuferin das Essen an den Tisch bringt. Wie einem ganz „normalen“ Gast eben.

Man wird nicht jünger
Bernd ist zwar kein Vegetarier, aber er hat beschlossen, gesünder zu leben. Mit 64 Jahren sollte man ein wenig auf sich schauen, meint er. Deshalb isst er auch nicht mehr so gerne im Männerwohnheim an der Pilgersheimer Straße. „Das ist mir zu fleisch-lastig“, sagt Bernd, der vor einigen Jahren auch eine Weile im „Pilgersheim“ gewohnt hat. „Zu viel Fleisch ist ungesund.“ Allerdings war es nicht allein das Essen, das ihm im Heim nicht getaugt hat.

Lieber kalt draußen als warm unter Chaoten?
Unter den Mitbewohnern waren zu viele schwierige Zeitgenossen. Bernd wurde sogar mal nachts überfallen und blutig geschlagen. Einfach so! Er erinnert sich: „Teilweise waren die geisteskrank. Oder haben sich zumindest so benommen. Das hab ich nicht ausgehalten.“ Deshalb nächtigt er schon seit drei Jahren unter der Wittelsbacher Brücke. Die hat in München schon von jeher Tradition bei Menschen ohne Bleibe. Aber auch dort trifft er selten Leute, die auf seiner Wellenlänge sind.

Bildung macht bessere Menschen
Die Welt wäre besser, wenn es mehr Bildung gäbe, v.a. in Geisteswissenschaften. Davon ist er überzeugt. „Die Rechtsradikalen gibt es nur aus Mangel an Bildung.“ Da hat Bernd vermutlich recht. Ihn selbst hat das Leben ausgebildet. Er war schon Elektrotechniker, Verkäufer und Lagerarbeiter. Er hat eine Manager-Ausbildung und Taekwondo kann er auch. Das ist nämlich sehr nützlich auf der Straße, aber leider ist er ein wenig aus der Übung.
Bernd ist ursprünglich aus Ostdeutschland, aber das ist lange her. Der Kontakt zu seinen beiden Halbschwestern ist vor langer Zeit abgebrochen. Bernd findet das schade, aber „Was soll man machen?“

„Wer nichts für andere tut, tut auch nichts für sich selbst“ Sagte Konfuzius. Oder doch ein anderer?

Hin und wieder fragt Bernd in Cafés und Läden, ob sie was Essbares übrig haben. Das tat er auch damals in der Bäckerei Neulinger. Die Verkäuferin machte ihn auf die Bons am Hakenbrett aufmerksam – und darauf, dass es dies auch in einer Reihe anderer Läden gibt.

„Das finde ich eine ganz tolle Sache“, meint Bernd. „Man kann sich ja sein Schicksal nicht aussuchen. Bei mir war es die Krankheit, bei anderen ist es wieder was anderes. Aber wir sitzen alle in einem Boot.“ Natürlich erzählt er anderen vom Hakenbrett, damit sich die auch was holen können.

„Wer bittet, dem wird gegeben.“

Er überlegt und erzählt, dass da natürlich auch schon einige tolle Erlebnisse waren, die zeigten, dass es eben Menschen gibt, die gerne anderen helfen. Einmal hat Bernd in einem italienischen Restaurant in der Innenstadt nachgefragt. Der Wirt erwies sich als besonders spendabel und gab ihm ein komplettes Menü mit, sogar als Take-away verpackt – samt einer Flasche Wein! Das war toll, freut sich Bernd.

Toll war auch, als ein Student der Hochschule für Film und Fernsehen vor wenigen Jahren eine Reportage über ihn drehte. Die hat viele Preise bekommen, sagt er. Vielleicht kommt es ja bald wieder im Fernsehen. Das wäre schön.

Wenn ich einmal reich bin… didel didel dideldum…

Aber jetzt will Bernd Manager werden und anderen zeigen, wie sie gesünder leben. Und glücklich werden und reich auch. Darauf freut er sich sehr. Details bleiben (vorerst) ein Geheimnis. Startkapital brauche er aber nicht, sagt er. Und das ist gut. Wenn es soweit ist, dann weiß er auch schon, was er tun wird: „Wenn ich dann in Geld schwimme, hänge ich jeden Tag ein paar Bons ans Hakenbrett“.

Danke, Bernd, wir freuen uns schon drauf! Vor allem die Bedürftigen!